Motivation

Fotografie ist Sehen und Fühlen, bewußtes, intensives Sehfühlen. Man muß seine Umwelt, den umgebenden Raum, dieses temporäre flüchtige Gebilde, das im nächsten Moment schon wieder ein ganz anderes sein kann, diesen persönlichen Mikrokosmos durch den man schwebt, wahrnehmen. Nicht einfach so, man muß sich ihm ausliefern, Bestandteil seiner werden und permanent mit ihm interagieren. Ja, man muß sich nähern, langsam und behutsam tiefer gehen, immer tiefer, zu seiner Seele vordringen, sie inhalieren, mit ihr eins werden und schließlich darin verschwinden um das eine besondere Bild zu machen, das Bild, was nur ich ganz alleine sehe und fühle.

Das Sehen und Fühlen steht am Anfang des Prozesses „Bild” und ist für mich eine ganz besondere Kunst. Was sehe ich und wie sehe ich es, und, wie kann ich das Gesehene vermitteln und Betroffenheit im beabsichtigten Sinne erzeugen. Man schleppt tonnenweise unbezahlbar teure Fotoausrüstungen mit sich rum und macht trotzdem keine oder schlechte Bilder, weil man zu sehen glaubt und doch nichts sieht. Dabei ist es so oft das Triviale, das Alltägliche, was am Ende das Besondere, das Einzigartige ist. Man muß es nur sehen und fühlen. Und genau damit fängt das Dilemma an.

Da ist die ständige Suche nach DEM Bild. Warum, weiß kein Mensch, ich zumindest nicht. Warum fotografiere ich, warum leide ich tagelang unter dem nichtgemachten Bild, von dem ich weiß das es das gibt, irgendwo in meiner nächsten Nähe geben muß, und ich es mal wieder nicht sehe. Und dann nach qualvollen Wochen des Suchens, ganz plötzlich und unerwartet ist es da, das Bild, die Idee auf die ich so lange warten mußte. Was für ein Glücksgefühl, was für eine Befriedigung. Und wieder ist das Leben ein großes Ganzes, Harmonie mit sich selbst, Versöhnung mit der widerspenstigen, unfotogenen Umgebung, Versöhnung mit dem unkreativen Geist. Man zeigt es überall herum, stellt es online voll Erwartung der frenetischen Begeisterung, das Ego bläht sich auf und dann hört man nur ein leises, ernüchterndes „Achja, ist ganz schön. Sag mal, wie geht es eigentlich dem ...”

Und trotzdem fotografiere ich, male, verfremde, schüttel und bearbeite meine Bilder, bis sie Abbild dieses besonderen Seelenmomentes oder des mich umgebenden Raumes, so wie ich ihn empfunden habe, geworden sind. Es ist Therapie und Selbstzweck, das Zeigen reine Geltungssucht. Es ist aber auch verknüpft mit der Hoffnung, dem einen oder anderen vielleicht doch ein „Donnerwetter, wie geil ist das denn?” zu entlocken oder vielleicht irgendwo in ihm einfach nur ein gutes, wohltuendes Gefühl zu erzeugen.

Nunja, es ist eben so, ich mag Grafik, Design, Malerei und Fotografie, genieße das Spiel der Farben, den Zauber der schönen Gestaltung und wirke gern selber daran mit, intensiv und konzentriert, ohne Ablenkung durch die banalen und kraftraubenden Dinge, die das Leben scheinbar fordert.


Der Ausweg

Es ist der Wein, es ist das Bier, es ist einfach alles hier. Es schmeckt, der Geist wird frisch, ich geh zu Tisch. Ich trinke und stinke, ich esse und vergesse. Das is krass macht aber Spaß. Die Sprüche werden immer besser. Die Frauen wüst und immer kesser. Fotografie ist Sehen und Fühlen, Fotografie ist Gehen und Wühlen. Bewußt ist nichts, der Geist dreht durch es freut sich der Elektrolurch. Man muß sein Umfeld, den umgebenden Traum, dieses flüchtende Gebilde, das am Morgen danach schon wieder ein ganz anderes sein wird einfach vergessen und weiteressen und trinken und stinken.