JÜRGEN (Trommler)
Ich mag Menschen, die das Gute sehen, mag Ästhetik und den guten Geschmack, auch wenn der natürlich relativ ist. Ich liebe Grafik, Design, Malerei, Fotografie, genießt das Spiel der Farben, den Zauber der schönen Gestaltung und würde gern selber daran mitwirken, intensiv und konzentriert, ohne Ablenkung durch die banalen und kraftraubenden Dinge, die das Leben scheinbar fordert.
Und - vor allem, ich mag die Musik, in all ihren Erscheinungen. Ausgefallene Klanggebilde, die den Geist anregen, Klänge, die fragen, die provozieren, die streiten, die fordern, ebenso wie harmonische Töne, die sich in die Seele schieben, berühren, wie ein warmer Sonnenstrahl oder ein gutes Wort, Töne, die nichts anderes wollen, als erfühlt und erlebt zu werden, die aus dem Moment ein unbeschreibliches Erlebnis machen, ein wunderbares großes Ganzes, eine unzerstörbare Einheit, in der die Grenzen zwischen dem Jetzt und der Unsterblichkeit zusammenschmelzen, Gestalt annehmen, zum Universum werden, das schützend die verletzliche Seele umschließt.
Das Leben ist für mich ein großes Geschenk und es steckt voller Überraschungen. Ein einvernehmliches Leben mit dem Wandel, offen sein und mit Freude durch die Welt gehen, Möglichkeiten erkennen und vorbehaltlos nutzen, Gutes denken, glauben und fühlen, das Gute anziehen, das Gute erschaffen, und Lachen, ganz viel Lachen, das ist es, was ich in diesem Leben erreichen möchte. Als Musiker, als Mensch.
Meine musikalischen Wurzeln liegen im Jazz, meine Prägungen im Rock. Neben den vielen kleinen Projekten, die ich als Musiker und Trommler mitgestaltet und begleitet habe, waren weitere Stationen meiner musikalischen Laufbahn PEANUTS, PICCADILLY, GRETNA GREEN und INDIGOaus Damme.
Am längsten aber war ich als Trommler bei Amnesia aus Hunteburg. Die Arbeit dieser Band galt in erster Linie dem Erschaffen neuer, ganz eigener Musikstücke, aber auch dem Bearbeiten und Verarbeiten bekannter Melodien und Texte. Songs aus den letzten 40 Jahren Musikgeschichte, balladig, bluesig, rockig. Musik sauber und authentisch, handgemacht, mit Spaß und Leichtigkeit und einem hohen Maß improvisativer Spontaneität. Natürlich gab es da auch Töne, die so nicht geplant oder eingeübt waren, plötzlich und unvermittelt, manchmal genial, manchmal fordernd. Manchmal gaben sie dem Ohr auch echte Rätsel auf. Amnesia lösten sich nach fast zwanzig Jahren Bandgeschichte im Sommer des Jahres 2019 auf und verschwanden damit endgültig im akustischen Off.
Im November 2019 habe ich "Just dance it out" der Tanzwerkstatt Damme als Trommler begleiten dürfen. Ein wunderbares Projekt, mit wunderbaren Tänzerinnen in wunderbaren Bildern. Ein wahres Feuerwerk der Tanzkunst und Inszenierung. Arrangiert und umgesetzt mit ganz viel Herzblut aller Beteiligten und dann aufgeführt an vier Abenden in der jeweils ausverkauften Aula des Gymnasiums Damme - unbelievable.
Prägende und richtungsweisende Vorbilder als Trommler waren: Ian Paice, Carl Palmer, John Bonham, Simon Philipps, Dave Weckl, und natürlich der großartige King of Groove Mr. Jeff Porcaro um nur ein paar zu nennen von den vielen guten, die es gibt. Die Liste würde einfach viel zu lang werden.
Etwas ganz besonderes, zwar kein Schlagzeuger, aber geiler Musiker mit einem überirdischem Drummer: Dave Matthews mit Shake me like a monkey. Und zum Ende, und weil es so unendlich schön ist, einfach nur noch Rhythmus Festival De Ritmo und Damensolo und noch mehr...
Es gibt so viele tolle Musiker und Bands, aber toll ist eben relativ. Ich persönlich denke, toll ist das, was keinem schadet und was der Seele schmeichelt. Eben Musik, bei deren akustischem Erleben man innehält. Dazu gehören aber auch Texte und Inhalte, die eine andere Seite des menschlichen Raumes zeigen, Inhalte, wo das hinhören weh tut weil es so unbequem ist, weil diese Inhalte in ehrlicher und eindringlicher Art und Weise zeigen, dass eben doch nicht alles so toll ist.
