Jünismus 2020

Bilder sind eine Antwort auf das, was mich bewegt. Oft sind sie die einzigen, die überhaupt eine Antwort geben können oder, wenn ich an ihnen arbeite, zumindest die Chance einer Antwort auf Gefühltes erahnen lassen. Aus der inneren Auseinandersetzung im Moment großter Betroffenheit entstehen Gebilde und Farbkomplexe, die ich selbst nicht deuten kann, aber als solche und in dieser Art nur in diesem einen Moment möglich sind. So sind sie denn Antwort auf diesen Denk- und Fühlprozess, aber in den seltensten Fällen ist die Bildantwort auch Lösung. Sie begleitet mich im Bild als Spiegel persönlicher Erlebnisse, Gedanken und allgemeiner Reflexionen. Nach dem Bild kommt das Gespräch oder das Schreiben oder das nächste Bild. Die Bilder sind nicht Differenzierung dinglicher Konstellationen, die uns die Wirklichkeit zeigt, sondern eher koloristischer Zusammenhang unter der Bedingung neuer Formen, die einer empirischen Wirklichkeit nicht zuzuordnen sind und vielmehr den Betrachter anleiten sollen sich eine neue Wirklichkeit zu schaffen, die wiederum ein mögliche Antwort auf Gefühltes darstellen könnte.

Gedanken

Der Mensch erscheint, wenn er denn erscheint, in abgestumpfter Distanz in einer durch und durch repulsiven Welt, die schon Zukunft sein könnte und jede Form von Resonanz verhindert, so, als wolle sie die Lästigkeit Mensch möglichst schnell loswerden. Der Mensch ist nicht mehr Herrscher, sondern er wird beherrscht von den Zuständen, die er selbst erzeugt hat. Ein sozialer Kontext ist in dieser Welt nicht mehr vorgesehen. Der Mensch wirkt fremd und unwirklich und steht im Widerspruch zu den Dingen. Ein Daseinsrecht ist nicht erkennbar.

Gedanken

Der schon fast pathologische Hang sich stets als Grenzgänger ohne Zeit in permanenter Dauerbeschäftigung darzustellen ist letztlich die panische Angst vor der Stille oder einfach nur schlechtes Lebensmanagement. Wir haben Zeit, bis zum Tod. Die Zeit ist dann noch da, nur der Mensch ist vergangen. Und nicht wenige haben dann das Genießen der Schönheiten des Lebens in ihrer übervollen To-Do-Liste einfach vergessen. Wie schade.

Moment der Besinnung

Besinnungsmomente als Selbstgepräch der Seele erscheinen in unserer Alltagsrealität der Vielbeschäftigten, die sich fast nur noch über die Größe des Autos, die Anzahl der Termine und der Unausweichlichkeit der daraus erwachsenden Lebenshektik definieren, eher als suspekt. Man wird dann gern als nichtstuend wahrgenommen. Die Älteren nennen den Zustand faul, die Jüngeren unwichtig. Ich nenne ihn Entspannung. Gradmesser individueller Wichtigkeit ist heutzutage die Anzahl Signale aus einem elektronischen Gerät, das größtenteils in der Belanglosigkeit der gesendeten Text- oder Bildhappen die gefühlte Wichtigkeit ad absurdum führt, ohne dass es der Empfänger überhaupt noch merkt. Und jedes Signal verlangt nach einer ebenso belanglosen Antwort, sonst ist man tot. Amüsant ist dabei allerdings, in der Öffentlichkeit, dem Kampfplatz um Aufmerksamkeit, wird der Ruhige fast eher wahrgenommen als der Hastende. Vielleicht ist ausgeglichene Ruhe in Zukunft ein neues Alleinstellungsmerkmal.

the elegant way to add zooming functionality for images
Thanks to Jānis Skarnelis for his great ideas